Rezension:
Der Peilstein gilt seit vielen Jahrzehnten als einer der schönsten
Klettergärten Österreichs. Heutzutage würde man
ihn als Sportklettergebiet betiteln, wobei dies dem vielfältigen
Charakter dieses Wiener Hausfelsens nicht gerecht würde. Obwohl
die Wandhöhen 50 m kaum überschreiten,
ist der Peilstein ein Gebirge in Miniaturformat. Das spiegelt sich
auch im Charakter der Kletterei wider - viele leichte Genussrouten
an Kanten, Graten, Rissen und Verschneidungen erfordern häufig
"alpine" Klettertechniken - wenngleich in den moderneren Routen
genausohäufig technische Wandkletterei oder überhängende Lochpassagen
bieten. Mittlerweile ist der komplette Peilstein mit solidem Hakenmaterial
saniert, weshalb Klemmkeile und Bandschlingen nur noch als Ergänzung
bei großen Hakenabständen zum Einsatz kommen.
Diese Heidenarbeit mit mehr als 6000 gesetzten Klebehaken erledigte
in unermüdlichem Einsatz Ewald Gauster. Kein Kletterer kennt den
Peilstein besser als er - weshalb es nur logisch ist, dass er als
Autor für den Inhalt dieses Führers herhalten musste. Kurt Schall
hat die enorme Datenflut in bewährter Qualität in einen übersichtlichen,
optisch ansprechenden Führer verarbeitet. Die Topos sind trotz
der enormen Routenvielfalt übersichtlich geblieben, wenn auch stellenweise
eine Aufteilung auf mehrere Topos diese noch etwas hätte verbessern
können. Die Haken sind zwar (vermutlich aus Übersichtlichkeitsgründen)
nicht eingezeichnet - jedoch findet sich zu jeder Route eine Angabe
wieviele Expressschlingen benötigt werden. Darüberhinaus ist jede
Route mit einer Kurzcharakteristik, einer "Herzchen"-Bewertung
(wie lohnend sie ist) und Absicherungs-Bewertung versehen. Viele
Infos zur Historie des Gebiets und viele Kletterbilder runden den
Inhalt ab.
Nur wenige Kritikpunkte kann man sich aus den Fingern saugen.
Auswärtige Kletterer hätten sich womöglich etwas mehr Hinweise
auf die touristische Infrastruktur (Campingplätze, Tel-Nr. von
Fremdenverkehrsämtern) gewünscht und einige Layoutspielereien (insbesondere
bei der Einbindung der Kletterfotos) sind teilweise nicht unbedingt
jedermanns Geschmack. Ansonsten für jeden, der dieses senkrechte
Kleinod am Ostrand des Alpenbogens kennenlernen möchte, ein absolut
empfehlenswerter Führer.